Als wir am Donnerstag, 16.05.24, Richtung Patras starteten, hat Windy ab Nachmittag Böen bis ca 35 Knoten vorhergesagt. Erst hatten wir einen schönen Wind von achtern und konnten mit Gennaker wunderbar segeln. Bei 20 Knoten Wind geht der Gennaker runter und die Genua raus. Und der Wind nimmt ständig zu. Erst sind es 40 Knoten, dann fängt der Plotter mit Warnungen bei 45 Kn an zu piepsen und schließlich sehen wir 52 Kn. Wir sind nur noch unter Motor und Olaf steuert von Hand. Unter der Brücke von Patras durch und wir können sehen, dass die LKWs auf der Brücke teilweise stillstehen. Kurz nach der Brücke steuern wir eine kleine, nicht sehr geschützte Bucht an und werfen den Anker. Das ist bei 45 Knoten Wind und viel Welle nicht einfach. Erst beim 5. Versuch hielt der Anker und ich bekomme den Titel „Bugheldin“ verliehen. Es war eine unruhige Nacht.
Ankeraufzeichnung über den PlotterAnkeraufzeichnung in der Ankerapp
Wie wir alle wissen, wurde der Kanal von Korinth 1881 bis 1883 erbaut. Seitdem verbindet der Kanal von Korinth den Saronischen Golf mit dem Golf von Korinth. Dadurch wurde eine Durchfahrtmöglichkeit geschaffen, um dem Schiffsverkehr die etwa 600 km lange Fahrt (von Piräus bis Patras) rund um die Peloponnes zu ersparen. Wir sind durchgefahren, weil wir Lust darauf hatten und es war definitiv ein Highlight unserer Reise. Nachdem die Passage für den 15. Mai um 11.00 Uhr gebucht war, kamen wir am Abend vorher an und ankerten in der Wartezone. Die Anweisung lautete, sich am Durchfahrtag um 8.00 Uhr beim Tower anzumelden. Olaf hat das ordnungsgemäß getan und erhielt unmittelbar das GO. Er schmeißt also den Motor an und mich somit aus dem Bett.
Hier sieht man das Ergebnis der Bauarbeiten, die bis Ende April am Kanal ausgeführt wurden.
Wie singt Robbie Williams so schön: …I sit and talk to God and he just laughs at my plans… Wir sitzen und studieren den Wind über „Windy“ und entscheiden, wann wir mit dem besten Wind zu unserem Ziel segeln. Und wie meistens, kommt es anders. Oder, auch möglich, der Kapitän wirft spontan die Pläne um.
Plan 1: Nachdem das Boot aus dem Winterschlaf geholt, alle Reparaturen und Neueinbauten erledigt sind, fährt man erstmal nach Elounda, ca 11 sm, und checkt, ob alles funktioniert. So ist man bei möglichen Problemen nicht weit weg von professioneller Hilfe. Bleibt dort über Nacht und von dort dann weiter. So der Plan – am Mittwoch, 08.05. um 13.00 Uhr den Tankwagen bestellt, von vielen netten Menschen und Freunden Abschied genommen und zack, springt der Motor nicht an. Also Starterkabel eingesetzt und zum Tanken. Und raus aufs Meer Richtung Elounda. Weiterfahrt sollte dann am Donnerstag in aller Hergottsfrühe nach Milos sein. 120 sm und somit die erste Nachtfahrt. Angekommen in Elounda, geankert, gefaulenzt – bis kurz vor 18.00 Uhr. Planänderung: Olaf und Windy zeigen den geeigneten Wind für unsere Richtung nun nur noch für die kommende Nacht – also ratzfatz Anker hoch und raus. Und ich hatte so Schiß vor der Nachtfahrt. So hatte ich keine Chance, mir lange Gedanken und Sorgen zu machen, sondern raus und rein ins Vergnügen. Und wie wars? Von 20 Stunden Fahrt konnten wir nur 3 Stunden segeln, weil der Wind überhaupt nicht da war. Da ich nicht die Fähigkeit habe, sofort und überall einzuschlafen, war ich bis 5:00 Uhr wach und Olaf konnte 2 x 2 Stunden schlafen. Ansonsten war die Nachtfahrt entspannt. Es gab kaum Welle, das Radarbild zeigt wunderbar, ob und welche Hindernisse im Weg sind und so war meine erste Nachtfahrt richtig gut. In Milos sind wir dann am Donnerstag, 09.05., um 14.00 Uhr angekommen, haben vor Adamantas geankert und erstmal ein Nickerchen gemacht.
Plan 2: Da bis einschließlich Samstag Nordwind mit Böen bis zu 35 Knoten angesagt ist, beschließen wir, am Sonntag Richtung Korinth aufzubrechen und Freitag und Samstag in der Bucht liegen zu bleiben. Dieser Wind würde einen Halbwindkurs ermöglichen und die Welle vom Starkwind hätte sich schon etwas beruhigt. Am Donnerstag noch schnell das Dinghi ins Wasser und an Land eine neue Starterbatterie gekauft. Nach einem Telefonat mit dem entsprechenden Händler, hat er diese sogar zu uns gebracht. So ist Griechenland. Das Wetter in Milos ist eher schlecht, sehr viel Wind, bewölkt und auch kühl. Am Freitagabend wollten wir mit dem Dinghi zum Essen fahren, aber der Elektromotor hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht. Fehlermeldung E45. Für den Wechsel auf den Hondamotor hat es einfach zu viel Welle und so bleiben wir an Bord und kochen selber. Und dann die Planänderung: Es ist Samstag, ich liege lesend im Bett, Olaf hat einen Plan, also eine Änderung. Wir fahren jetzt schon los, da am Sonntag der Wind schwächer werden soll, als bisher gedacht. Obwohl ich noch nicht in der Lage war, klar zu denken, sind die Argumente schlüssig. Und so holen wir den Anker ein und fahren los. Und aus der Bucht raus erwartet uns viel Wind und noch mehr Welle. Wir sehen bis zu 40 Knoten und die Welle ist sicher 3 m hoch. Und wieder müssen wir motoren, weil die Furlingleine aus der Halterung gerissen ist und beim vorhandenen Windwinkel das Groß nur als Stützsegel dienen kann. So sind wir 13,5 Stunden unterwegs nach Ermioni und kommen nachts um 1:25 Uhr an. Ankern in der Bucht, noch ein Anlegebier und dann ins Bett. Und zu meiner Überraschung ging es mir in diesem Wellenbad nicht gut. Mir war nur flau, leichte Kopfschmerzen und erst nach Einsetzen der Dunkelheit, weniger Wind und weniger Welle ging es mir wieder gut. Stellt Euch vor, ich konnte die ganze Zeit nicht lesen! Es muss mir wirklich schlecht gegangen sein 😉 Fazit: Egal welcher Plan oder neuer Plan – es kommt irgendwie anders. Aber es verbessert unsere Fähigkeiten und nimmt von einigen Vorhaben den Schrecken, z. B. in Dunkeln ankern und überhaupt nachts zu segeln.
Und hier noch ein paar Fotos dazu:
Milos ist ein TouristenmagnetDer Haupthafen AdamasDie ChoraEinfahrt in Bucht Milos – hier sieht man die Syrmata – im Erdgeschoss werden über Winter die Fischerboote gelagert
Winchen oder Winden sind kleiner Helferlein, die Seile mit großer Kraft anziehen können. Dazu müssen die Getriebe regemäßig gewartet werden und dann laufen die, wie „geschmiert“ – klar. In der vergangenen Saison, bin ich nicht dazu gekommen oder hatte keine Lust aber immer mit schlechtem Gewissen. Jetzt war es soweit und es war SEHR nötig, wie man sieht.
Altes Fett ist auf jeden Fall besser als keins. Eine ganze Menge Teile. Die beiden Elektrowinschen waren ja noch ganz OK, aber… die Schotwinschen haben es echt nötig gehabt.
Das ist ja einfach, Batteriefach ausmessen, LiFePo Zellen bestellen, BMS dran, ein paar Strippen (Überbegriff für elektrische Leitungen), einbauen, vorhandene Elektronik umprogrammieren, fertig. Dauer…. naja
Ein Schwedischer Liegeplatznachbar hatte im Herbst erwähnt, dass er in 2024 mit dem Auto von Stockholm nach Kreta fährt und in Lindau vorbei kommt. Meine Frage, ob er Lithium Batterien mitnehmen kann, hat er zustimmend beantwortet und so habe ich beschlossen, mich im Herbst/Winter mit dem Eigenbau von Lithiumbatterien zu beschäftigen. Der Versand per Post oder Spedition ist derzeit extrem schwierig bis unmöglich und so kam mir das Angebot sehr entgegen.
Nachdem die Zellen da waren und ich gefühlt eine Million YouTube-Videos zu dem Thema angesehen hatte, erschien alles ganz einfach, war es tatsächlich auch aber zeitraubend. Zunächst hatte ich mich für ein BMS (BatterieManagementSystem) von Daly entschieden. Das hat meine Erwartungen aber in keiner Weise erfüllt und ich habe dann ein BMS von JK erworben. Die machen genau das was sie sollen und halten alle Zellen auf fest dem identischen Niveau – genial. Eine besondere Hilfe war der Kanal von Andi, den ich hier gerne und wärmstens empfehle. https://www.youtube.com/@OffGridGarageAustralia (neues Fenster)
Michael, der Schwede, und seine Frau Marie haben die Batterien in Lindau übernommen und die waren dann einen Tag nach uns auf Kreta – das war super! Vielen Dank
Wenn der Wagen Euch irgendwo überholt hat, da waren unsere beiden Batterien und der Akku vom Außenborder und der Victron Inverter/Charger. Alles entweder sehr schwer oder quasi nicht versendbar.
Und dann kam der Tag des Einbaues. Es passt nicht, über Winter ist das Batteriefach kleiner geworden, genauso, wie die Kleidung, die nach dem Fest nicht mehr passt. Mensch hab ich mich geärgert – puh! Aber, jetzt sind die eingebaut und heute laden die gerade per PV-Anlage auf – läuft. Nur die Verkabelung – die hatte auch nicht gepasst – huch – muss ich, wenn ich das richtige Werkzeugt habe, nochmal „hübscher“ machen.
Die alten Batterien haben wir noch, falls etwas nicht so funktioniert, wie gewünscht, eingelagert und heute lädt die Photovoltaik schon den ganzen Tag die LiFePos – es wird…. glaube ich fest. Hier sieht man: Erstes Bild: Am Mittag 522 W Leistung, dann Zweites Bild: Tageserlös bis 17:26 Uhr. Und Drittes Bild: Der Ladestand der Batterie ist von 26% am Morgen jetzt bei 61% – Morgen Abend ist die voll – ich bin begeistert.
Wir wollen also am kommenden Mittwoch nach Elounda. Das ist ein sicherer Ankerplatz etwa 10 nm nördlich von hier und alles testen, quasi im fast sicheren Umfeld. Am Donnerstag geht es dann nach Nord-West Richtung Milos. Dort schauen wir uns an, was Rasmus uns so an Wind sendet und, wenn gut, geht es gleich weiter zum Kanal von Korinth ansonsten später. Am Korinth Kanal waren wir schon ein paar Mal oben auf einer Brücke und jetzt wollen wir da unten mit dem Schiff durch – spannend.
Unsere aktuelle Position findet Ihr am besten im Vesselfinder (neues Fenster), wenn wir in Landnähe sind und unser AIS von einer dortigen Antenne empfangen und an einen Server weitergegeben wird und sonst nix mit dem Datensatz passiert. Meistens klappt es ganz gut. Oben auf Vesselfinder klicken oder hier: https://www.vesselfinder.com/el/?mmsi=211881970 (neues Fenster)
Am 19.04.24 also eine Woche nach unserer Ankunft, haben wir Krantermin und der Fahrer des Travellifts ist auf die Minute pünktlich, sehr schön!
Kurz prüfen, ob alle neuen und alten Einbauten und Seeventile dicht sind, und dann geht es wieder auf unseren Platz. Erfreulicherweise ganz ohne Wind, da ist das erste Anlegemanöver im Jahr leicht.
In der Achterkabine riecht es streng. Kurze Recherche: Die Schläuche zwischen Toilette, Fäkalientank und Seeventil müssen getauscht werden. Also, ausgemessen, bestellt und geliefert. Blöd, dass der Fäkalientank „schwitzt“ und das, was der ausschwitzt, will man… naja lieber mal schnell die Finger waschen und prüfen…
Was soll ich sagen, es ist nicht nur ein Loch.
Der Edelstahlschweißer teilt nach kurzer Ansicht mit, der Tank ist insgesamt angefressen und nicht rettbar. Er kann einen neuen machen, hat aber keine Zeit, möglicher Termin nicht vor sechs Wochen „siga siga“, da wollen wir aber schon in Italien sein. Ich poste das Problem in der Sunbeam-Gruppe und Manfred Schoechel meldet sich und teilt mit, dass ich am Mattsee bei Salzburg einen Tank bestellen könnte. Gesagt, getan, Angebot eingeholt und es scheint zu laufen… mal sehen. Den Tank kann ich dann im Juni mit zum Schiff nehmen. Eine Bestätigung habe ich noch nicht, es klang aber so, als wenn es funktioniert.
Es geht wieder los – also zunächst mit der Arbeit und zwar:
Wir einige wissen, stand unsere Belle Amie über Winter an Land und weil das Leben auf einem Schiff ohne Wasser beschwerlich ist, waren wir bis zur Einwasserung eine Woche in einem nahe gelegenen Appartement.
Als erstes Stand der Einbau des neuen Bugstrahlruders an. Das ging fast einfach so, auch der elektrische Anschluss = easy-peasy.
Das ging tatsächlich flott.
Dann gleich noch die Logge (Geschwindigkeit durch das Wasser) erneuert, auch schick.
morgen, Freitag 12.04., fliegen wir nach Kreta und es geht wieder los. Zunächst wohnen wir in einer AirBnb Wohnung in Hafennähe von Agios Nikolaos und müssen unsere Belle Amie auf die anstehende Saison vorbereiten. Am 19.04. kommt sie zurück in ihr salziges Element – dorthin, wo sie sich am wohlsten fühlt und wir uns auch :-). Gerne nehmen wir Euch mit. Dieses Jahr geht es Richtung Westen, das Ziel ist irgendwo in der Nähe von Gibraltar oder sogar auf den Kanaren, mal sehen – stay tuned.